WIE IST ES, ZUGBEGLEITER:IN ZU SEIN?
KEIN TAG WIE DER ANDERE
Miriam König ist absolut happy als Zugbegleiterin. Was man für den Beruf mitbringen sollte und warum die Arbeit nie langweilig wird, verrät die 32-Jährige im Interview.
Miriam, wie kam es, dass du Zugbegleiterin wurdest?
Nach meiner Ausbildung zur Kauffrau habe ich zunächst knapp 13 Jahre im Einzelhandel gearbeitet. Ende 2020 begann ich, über einen Wechsel nachzudenken. Damals wurde die Supermarkt-Filiale, in der ich arbeitete, geschlossen. Ich wechselte in einen anderen Supermarkt, merkte aber bald: Das ist nicht mehr das, was ich will. Ich wollte mehr Abwechslung, dabei aber auf den Kontakt mit Menschen nicht verzichten.
Damals bin ich jeden Tag gependelt. Als eines Tages plötzlich ein blauer Zug am Bahnhof stand, wurde ich neugierig und habe gegoogelt. Zwei Tage vor Weihnachten 2022 habe ich meine Bewerbung zur Zugbegleiterin abgeschickt und hatte gleich im neuen Jahr mein Vorstellungsgespräch. So kam ich zu Arverio. Seitdem bin ich happy. Zugbegleiterin zu werden, war wirklich das Beste, was ich hätte machen können.
Wie sah die Vorbereitung auf den Job als Zugbegleiterin aus?
Ich hatte sechs Wochen Schulung, davon vier Theorie- und zwei Praxiswochen, bei denen ich mit einem Zugbegleiter mitlief. Dann folgte die schriftliche Prüfung und am nächsten Tag ging es direkt richtig los.
Man wird in diesen sechs Wochen sehr gut vorbereitet. Zur Theorie gehören neben Tarifschulungen, Deeskalations- und Kommunikationstrainings, ein Erste-Hilfe-Kurs, eine Fahrzeugschulung und ein Ansagen-Training im Zug. In den Praxiswochen habe ich dann sofort ziemlich viel erlebt und gelernt, wie ich auf bestimmte Situationen reagiere. Am ersten Tag hatten wir gleich einen Polizeieinsatz, am nächsten eine Störung der Bremse, sodass wir den Zug evakuieren mussten. In der zweiten Woche mussten wir den Notarzt rufen, weil wir einen dementen Herrn an Bord hatten, der aus der Klinik ausgebüxt war.
Das klingt aufregend. Sieht dein Arbeitstag immer so aus?
Nein, ganz so turbulent nicht unbedingt. Trotzdem ist in meinem Job kein Tag wie der andere und das finde ich sehr schön. Es wird nie langweilig. Wenn ich in ein paar Jahren trotzdem mal eine Veränderung brauche, gehe ich vielleicht irgendwann in Richtung Teamleitung oder Disponentin in der Leitstelle. Aber die Eisenbahn wird mich nicht mehr los.
Was gefällt dir sonst noch besonders an dem Beruf?
Das Untereinander der Kollegen. Egal, welche Farbe die Uniform hat, die man trägt: Alle grüßen sich, reden miteinander, unterstützen sich und behandeln einander respektvoll. Einen so schönen, familiären Zusammenhalt wie bei der Eisenbahn habe ich noch nirgendwo erlebt. Ich mag auch meine Uniform. Ich bin nicht auf den Mund gefallen und habe kein Problem damit, jemanden in die Schranken zu weisen – aber die Uniform gibt mir zusätzliche Autorität und Sicherheit. Und wenn ich nach Hause komme, räume ich als erstes die Uniform weg und damit auch den Arbeitstag. Dinge, über die ich mich vielleicht geärgert habe, sind Geschichte. Morgen beginnt ein neuer Tag.

Miriam an ihrem Arbeitsplatz
Welche Fähigkeiten muss man für den Job mitbringen?
Man muss mit den Schichtdiensten klarkommen. Mein frühester Dienstbeginn ist morgens um 4:10 Uhr, der späteste Feierabend um 3:10 Uhr nachts. Der Standard sind 9- bis 11-Stunden-Schichten. Und wir arbeiten auch an Sonn- und Feiertagen. Natürlich muss man gut mit Menschen umgehen können – auch dann, wenn nicht alles glattläuft. Es passiert immer mal, dass ein Fahrgast wegen einer Zugverspätung sauer ist. Auch wenn das Zugpersonal nichts dafür kann, sind wir diejenigen, die in dem Moment direkt greifbar sind. Da kommt es darauf an, ruhig und verständnisvoll zu reagieren.
Lassen sich die Fahrgäste denn dann in der Regel schnell beruhigen?
Ja, wenn man Verständnis für ihren Ärger zeigt und versucht, eine Lösung zu finden. Klar regen sie sich auf, wenn der Zug steht und sie nicht wissen, was Sache ist. Deshalb versuche ich, den Fahrgästen immer so viele Informationen zu geben wie möglich, ausführliche Durchsagen zu machen und zu erklären: Warum stehen wir und was passiert jetzt. Ob wir umgeleitet werden oder es Ersatzbusse gibt. Dann ist es für die Fahrgäste viel leichter, Verständnis zu haben.
Welches sind deine schönsten Momente im Job?
Besonders mag ich die Begegnungen mit Kindern. Wenn sie stolz ihre Kinderkarten selbst vorzeigen oder ein bisschen mit mir mitlaufen dürfen. Manchmal kommen auch einfach Fahrgäste, die sagen: Danke für Ihre Arbeit. Zu merken, dass das, was ich hier leiste, Wertschätzung erfährt, gibt mir so viel zurück.
Letzte Woche hatte ich den allerletzten Zug um Mitternacht von München nach Augsburg. Normalerweise sind da zwei kleine Mireos eingesetzt, aber wegen des Oktoberfests fahren jetzt jeweils zwei Desiro-Doppelstockzüge. 500 Sitzplätze pro Zug in der zweiten Klasse – in Doppeltraktion als 1.000 – und es war brechend voll. Ich lief durch den Zug und fragte, ob es allen gutginge oder jemand Unterstützung brauche. Die Reaktionen waren wirklich schön. Viele Fahrgäste sagten: Danke, das ist so lieb von Ihnen. In der oberen Etage standen sogar welche auf und klatschten. Ein sehr süßer Moment!
Und wo geht es heute für dich hin mit dem Zug?
Dreimal von Augsburg nach München und zurück. Ein Azubi läuft mit. Da unsere Schicht relativ spät losgeht, wird schon ein erster Schwung Reisender Richtung Oktoberfest dabei sein und auf der letzten Fahrt befördern wir die ersten Fahrgäste auf dem Weg von der Wiesn wieder nach Hause. Da wird der Azubi schon das eine oder andere erleben.
Dann wünschen wir dir eine gute Fahrt und nur nette Menschen.
Danke! Das ist an den allermeisten Tagen der Fall!
STARTE DEINE NEUE KARRIERE MIT ARVERIO
Miriam hat ihren Traumjob bei Arverio gefunden und wir sind glücklich, sie bei uns im Team zu haben.
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